Episode 13: Mission M+M

 

Marina Bennet beäugte sich kritisch im Spiegel und drehte sich mehrmals um ihre eigene Achse. Lilly verdrehte entnervt die Augen während Kyra sich ein Kichern unterdrückten musste, als sie dem bösen Blick von Yuri begegnete. ,,Vielleicht solltest du zu diesem Rock eine pastellfarbene Bluse anziehen, damit sieht du sicher umwerfend aus.” Sie griff in die Tasche, welche Marina mitgebracht hatte und gab ihr die Bluse. ,,Ich weiß gar nicht, warum sie sich für Nigel so aufbrezelt,” flüsterte Lilly Kyra zu, die neben ihr auf dem Bett platz genommen hatte. ,,Ach, Lilly. Freu dich doch, dass deine Schwester sich für ihren Freund hübsch machen möchte,” gab diese leise zurück. Es war kein Geheimnis, dass Lilly Nigel Nowak- den Freund ihrer Schwester- nicht leiden konnte. Sie möchte weder seinen Charakter noch den Umgang den er pflegte. Sei 2 Jahren schon war er das Thema zwischen den zwei Schwestern, welches häufig zum Streit führte. Jetzt stand Marina vor dem Spiegel. Der schwarze Rock und die Bluse standen ihr wirklich ausgezeichnet. Ihr brünettes Haar, welches im Ton genau das ihres Vaters- Jonathan- glich, hatte Yuri zu einer Hochsteckfrisur drapiert. Missmutig musste sie nun mit ansehen wie Marina sich Ohrringe und eine Kette umlegte. In diesem Augenblick klingelte es unten an der Haustür. ,,Meine Güte, ich kann es nicht glauben, Nigel ist pünktlich”, meinte Lilly zynisch. Kyra stieß ihr den Ellbogen in die Rippen und sprang auf. Sie lief um die Ecke und die Treppe herunter, geradeaus auf die Tür zu. Es war nicht Nigel der vor ihr stand, sondern Yuris jüngerer Bruder, Mikhael Davids. Er hob zur Begrüßung die Hand. ,,Hi, kann ich reinkommen? Ich habe meine ganzen Sachten im Auto eines Freundes gelassen und steh jetzt sogar ohne Haustürschlüssel dar. Mum und Dad sind mit Freunden weg und kommen erst spät wieder. Ich dachte ihr hab sicher Platz.” Mikhael grinste breit. Kyra lächelte und gab ihm mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er eintreten könne. ,, Wir sind alle in Yuris Zimmer. Komm doch mit hoch und sag Hallo.” Mikhael folgte der Freundin seiner Schwester und betrat das Schlafzimmer zusammen mit Kyra. Yuri kam auf ihn zu und umarmte ihn. Kyra schilderte kurz die Situation. ,,Natürlich kannst du hier bleiben,” erklärte Yuri. In diesem Augenblick durchbrach das Klingeln von Marina Handy das Gespräch. ,,Das wird Nigel sein.” Sie strahlte und ging auf den Flur um in Ruhe telefonieren zu können. Mikhael währenddessen machte es sich auf dem Schreibtischstuhl bequem, der am anderen Ende vom Zimmer stand. ,,Du hast wirklich eine hübsche Schwester, Rotschopf.” Er zwinkerte Lilly zu. Lilly gab ein Geräusch von sich, das Yuri fast als Grunzen einstufte. ,,Du kannst sie ja mal auf einen Drink einladen,” schlug Kyra vor. Dann verabschiedete sie sich. Es sollte eine Vollmondnacht werden und sie wollte ein paar schöne Fotos machen. Auf dem Weg zu ihrem Zimmer aus dem sie ihre Ausrüstung holen wollte begegnete sie Marina. ,,Wa machst du denn für ein Gesicht?” ,,Er hat abgesagt.” ,,Das tut mir leid. Es ist doch euer Jahrestag. Aber dann geh doch mit Mikhael aus.” Marina verzog ihre Augen zu kleinen Schlitzen. ,,Nein, ich denke nicht.”

Eine dreiviertel Stunde später saß sie mit Mikhael in einer kleinen Strandbar und schlürfte an ihrem Cocktail. Die Pumps, die sie sich extra für diesen Abend gekauft hatte, lagen unachtsam neben ihr im Sand. Es war bereits Frühling und an diesem Abend wirklich mild. Nur ein laues Lüftchen wehte und ließen ihr manchmal ein paar Strähnen in die Stirn fallen. Unauffällig betrachtete sie ihn. Wie sooft trug er eine Mütze auf seinem blauem Haar. Eigentlich sah er gar nicht so schlecht aus, fand sie. Er hatte aufmerksame graublaue Augen und breite Schultern. Eine Narbe zog sich über sein rechten Handrücken. Wie sie von Yuri wusste, war es ein Unfall beim Surfen. Eigentlich konnte er ganz nett sein, fand sie. Hatte er sich doch gleich bereit erklärt, mit ihr wegzugehen. Sie seufzte innerlich. Wenn er doch nicht bloß so oberflächlich und arrogant wäre. Er war eben ein Sunnyboy. Durch und durch. Wahrscheinlich wusste er, was für einen Schlag er bei den Mädels hatte.

Mikhael bemerkte, wie Marina ihn musterte und verübelte es ihr nicht. Ihm wurde bewusste dass, obwohl sie die Schwester von Lilly war, er sie nicht wirklich kannte. Sie lebte bei ihrer Mutter. Ihre Eltern hatten sich scheiden lassen. Soweit er wusste war sie ein intelligentes Mädchen und versuchte ihre Schwester in ihrer Gabe zu unterstützen. Er selbst tat sich manchmal schwer, wenn Yuri anfing mit den Tieren zu kommunizieren. Es war seltsam und auf den Wunsch von ihr und ihren Freundinnen konnte er auch nicht darüber reden. ,,Wie schaffst du es, so gut mit der Gabe deiner Schwester umzugehen?” Ihm wurde erst bewusst, dass er diese Frage gestellt hatte, als sie schon über seine Lippen war. Marina richtete ihr braunen Augen auf den jungen Mann ihr gegenüber. ,,Am Anfang war ich wirklich sehr skeptisch. Als Lilly uns erzählte, dass sie mit zwei wildfremden jungen Frauen zusammenziehen würde, dacht ich sie wäre endgültig übergeschnappt. Ich weiß noch wie ich mich etwas lustig über sie gemacht habe. Aber inzwischen hab ich festgestellt, dass ich sie noch nie so glücklich erlebt hab.” Mikhael bemerkte das Strahlen in ihren Augen. Marina Bennet machte sich tatsächlich eine Menge aus Lilly. Sie hob den Blick und schaute ihn direkt an. ,,Dir fällt es nicht so leicht?” Fast ein wenig verlegen zog er sich die Mütze vom Kopf und führ sich durch sein Haar. Marina fand, dass es ein wenig zu lang wirkte, ihm aber irgendwie etwas jüngliches verlieh und er dadurch weniger arrogant wirkte. Er fixierte einen Blick auf etwas hinter ihrem Rücken. ,,Manchmal wünschte ich sie, wäre etwas normaler.” Dabei verzog er seinen Mund zu etwas, was wohl einem entschuldigenden Grinsen gleichkommen würde. Marina lächelte. Sie packte ihre Pumps und stand auf. ,,Wie wäre es, wenn wir jetzt noch etwas am Strand spazieren gehen und uns über unsere total unnormalen Geschwister auslasse?” Er bezahlte die Getränke und ging dann neben Marina am Strand längs. Es ist noch nie am Strand spazieren gegangen. Eigentlich ist ihm auch nie der Gedanke gekommen. Eigentlich war er mit einen Freunden oft in der Stadt, im Kino, in der Bar oder etwas ähnliches. Aber mit der brünetten Schönheit machte es ihm nichts aus. Die untergehende Sonne spiegelte sich im Meer. Ein paar Möwen flogen noch am Himmel entlang. Es war ziemlich ruhig. Die meisten waren schon zu Hause. Langsam wurde es kühler. Marina zog den Blazer, den sie über der Bluse trug etwas enger um ihre Schultern. ,,Nigel ist ein Idiot, dass er dich heute versetzt hat.” Eine leichte Röte stahl sich auf Marinas Wangen. Sie drehte den Kopf in Richtung Meer, damit Mikhael es ja nicht bemerkte. ,,Er hatte eben noch zu tun”, sagte sie leise, wohl mehr zu sich, als zu ihm. Er bemerkte, dass sie fröstelte, zog seine Jacke aus und legte sie um ihre Schultern. Dankbar zog Marina sie fester an sich. Der Duft stieg ihr in die Nase. Verwirt schüttelte sich leicht den Kopf, Jetzt ist aber gut, ermahnte sie sich selbst, kein Grund gleich verlegen zu werden. Du bist doch kein kleiner Teenie mehr.

Viel später an diesem Abend standen sie vor der Haustür der Familie Bennet. Mikhael hatte darauf bestanden, sie noch nach Hause zu begleiten. Normalerweise dachte er nie daran. ,,Danke, dass du mir doch noch den Abend gerettet hast. Hier deine Jacke.” Marina reichte sie ihm und verschwand nach einem weiteren Abschied im Haus.

Mikhael machte sich auf den Weg zu dem Haus von K.L.Y. Da Kyra noch bis spät in die Nacht gearbeitet haben wird, ist sie sicherlich noch wach. Er konnte nicht sicher sein, dass seine Eltern bereits zu Hause wären. Morgen würde er erstmal seine Sachen von einem Kumpel abholen.

Yuri öffnete die Haustür. ,,Du bist aber spät”, stellte diese fest. ,,Und du bist noch wach?” ,,Jemand musste ja auf dich warten.” Sie drehte den Schlüssel im Schloss um. ,,Ich hoffe du hattest einen schönen Abend.” Unglücklicherweise konnte sie sich nicht ganz ein schelmisches Grinsen unterdrücken. ,,Ja, war ganz nett.” Natürlich, dachte Yuri. Sein Herz kann eben doch keine Frau erobern. Allerdings war er auch erst 20 Jahre alt. Sie wunderte sich selbst, in welche Richtung gerade ihre Gedanken unterwegs waren. Unwillkürlich schüttelte sie ihren Kopf. ,,Die Couch ist für dich bezogen. Schlaf gut.” Mit diesen Worten machte sie sich auf den Weg in das obere Stockwerk. Gerade als sie oben war, steckten ihre zwei neugierigen Freundinnen die Köpfe aus ihren Zimmern. Lilly strich sich ihren inzwischen etwas zu langen Pony aus dem Gesicht. Ihre Augen glänzten. ,,Und?” ,,Ich denke Mission M+ M kann gestartet werden.” Dann verschwand sie in ihrem Zimmer. Lilly tauschte noch mit Kyra einen verschwörerischen Blick und zog dann wieder den Kopf ein. Mission M+ M. Yuri hatte manchmal wirklich merkwürdige Ideen.

 

 

 

 

Episode 14 :Lady Charlotte

 

„Yuri,beeile dich doch bitte!“, Kyra trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Sie stand bereits im Eingangsbereich ihres Hauses. Ihre schwarzen Haare hatte sie locker zu einem Pferdeschwanz gebunden,ihre Kameraausrüstung stand neben ihr,bereit zum Einsatz. „Ja doch.“, Yuri kam leichtfüßig die Treppe hinunter, als hätte sie alle Zeit der Welt. Sie zupfte sich noch ihr gelbes, schulterfreies T-Shirt zurecht. „Fertig?“,fragte Kyra und hob hoffnungsvoll eine Augenbraue. Ihre Freundin nickte.
Wenig später hielt Kyras schwarzer Twingo, den sie Tweety getauft hatte, auf einem Museumsgelände, etwas außerhalb von Blue Coast. Die Sonne war für Ende April besonders warm und der strahlend blaue Himmel spiegelte sich unter ihnen im Meer.  Das Museum lag direkt am Wasser. Ein alter, knorriger Steg zeugte noch von dem ehemaligen Anlegeplatz für Schiffe. Aber das war schon lange her und gehörte in eine andere Zeit.
Es war ein perfekter Tag und Kyra war der Meinung, heute könnte nichts schief gehen. Gemeinsam betraten die beiden Freundinnen die Veranda des kleinen Museums. Kyra atmete die frische Meeresluft ein. Sie liebte diese Stille. Nur ein paar Möwen kreisten am Horizont. Alles war ruhig und mit sich im reinen, so empfand sie es. „Schade,dass Lilly nicht mitkonnte.“, unterbrach Yuri ihre Gedanken. „Überstunden im Café.“,murmelte Kyra. „Ich bin so gespannt, was wir sehen werden.“,Yuri strahlte und zog Kyra mit sich ins Innere des kleinen Hauses. Ihre Augen mussten sich kurz an das dunklere Licht gewöhnen. Kleine Punkte tanzten vor ihren Augen. Ein kleiner,rundlicher Mann trat aus dem Schatten und lächelte die beiden jungen Frauen an. Er hatte bereits eine Halbglatze,trug ein weißes, weites Leinenhemd und braune Kniehosen. Schuhe hatte er keine an. „Ich bin John Havering.“,stellte er sich vor und drückte kräftig Kyras Hand. „Sie sind bestimmt Miss Melisa?“ Sie nickte und stellte dann Yuri vor. Auch diese bekam ein freundliches Lächeln geschenkt. Mister Havering ging voraus und geleitet die zwei in einen kleinen Raum. Yuri blieb allerdings etwas zurück und guckte sich im vorderen Teil des Museums um. Es war nicht besonders groß,aber es erzählte die Geschichte vom Goldenen Zeitalter der Piraterie in Blue Coast. Besonders die jüngere Generation war begeistert davon, dass es hier einmal Piraten gegeben haben soll. Im Sommer fand draußen am Strand ein Fest satt. Die Kinder wurden geschminkt und verkleideten sich als Piraten. Yuri lächelte,als sie sich erinnerte, wie sie und Mikhael Pirat gespielt hatten. Irgendwie meinte sie sich zu erinnern, dass sie mal auf Lilly getroffen war, aber vielleicht spielte ihre Erinnerung ihr nur einen Streich.
In einem anderen, sehr kleinen Raum waren alte Schriften ausgestellt. Yuri blieb vor einigen stehen. Sie schienen aus einem Tagebuch zu stammen oder eher aus einem Logbuch. Nur mit Mühe konnte sie die Schriften lesen. Jahrelange Übung. Bedächtig strich sie über das Glas. Von Krankheit war die Rede. Voraussichtlich Skorbut. Eine Seefahrerkrankheit, die nicht selten vorkam. Lisa hatte einmal versucht einen Vorfahren vom Phantom so zu vernichten.  
Schließlich gesellte sie sich wieder zu Kyra und Mr. Havering. Kyra stellte gerade das Licht ein und platzierte einige alte Münzen auf einem runden, kleinen Tisch, der mit bordeauxrotem Samt ausgelegt war. „Schau mal“, sagte sie zu Yuri und deutete zum Tisch. „Die Münzen wurden letztens ausgegraben. Hast du den Artikel in der Zeitung gelesen? Jetzt sollen sie dafür fotografiert und  für das Museum katalogisiert werden. In den nächsten Tagen soll ein Expertenteam kommen und sie richtig untersuchen, damit wir wissen, aus welcher Zeit sie stammen und woher sie kommen.“ Yuri beugte sich interessiert vor. „Ich denke, sie könnten aus dem frühen 18. Jahrhundert stammen. Aber sicher bin ich mir nicht.“  Kyra klatschte begeistert in die Hände. „Vielleicht gehörten sie ja wirklich einem Piraten?“ „Oder einem einfachen Kaufmann aus Blue Coast oder sonst wo her.“, witzelte Yuri und stieß ihrer Freundin sanft in die Seite. Mr. Havering beäugte sie skeptisch. Er war überzeugt davon, dass die Münzen einem Piraten gehört hatten. Dann stellte er sich an ein altes Regal und holte von ganz oben eine Kiste runter. „Hier ist noch etwas, was gefunden worden ist.“, er strahlte. Behutsam hob er den Deckel  hoch und holte eine kleine Schatulle hervor. Sie war aus Gold und rund. Aber hatte etliche Dellen. „Die wurde ebenfalls gefunden.“, behutsam stellte er sie auf den Tisch neben die Münzen. „Ich denke“, begann er und sein Kopf wurde ganz rot, so aufgeregt war er. Mr. Havering schob seine Brille zurecht. „Ich denke, dieses Schatulle gehörte Lady Charlotte the Temptress. So war ihr Name.“ Kyra lächelte leicht. Yuri konnte aus ihrem Blick lesen, dass sie damit nichts anzufangen wusste. Innerlich stöhnte sie. Konnte sich nicht verstehen,warum Kyra und Lilly sich nie mit der Geschichte von Blue Coast auseinandergesetzt hatten. Mr. Havering unterbrach sich. „Ich werde uns mal einen Kaffee machen und muss dann noch schnell telefonieren. Wenn Sie so nett sind, Miss Melisa, und schon einmal die Schatulle fotografieren könnten?“, meinte er und ging. „Für mich bitte ein Wasser.“,rief Kyra ihm hinterher. Yuri hakte sich bei Kyra ein und riss sie mit  zum Tisch. Sie umfasste mit beiden Händen die kleine Schatulle. „Stell sie wieder hin.“, befahl Kyra. „Wenn die kaputt geht. Ich bin da nicht versichert.“ Yuri ignorierte sie gekonnt. „Wenn das wirklich Lady Charlottes Schatulle ist, dann ist ihr Zauberspruch eingraviert. Weißt du,früher wollte ich auch immer eine Piratin sein.“, Yuri war ebenfalls ganz aufgeregt und teilte Mr. Haverings Faszination. „Bitte? Was für ein Zauberspruch? Das ist doch Unsinn“  Yuri hob den Deckel ab. Im Inneren war gähnende Leere. Nur etwas Staub und Erde. „Wenn wir durch die Zeit reisen können, warum kann die Piratenlady nicht eine Hexe gewesen sein? Erinnere dich, du hast auch schon auf einem Scheiterhaufen gestanden.“ Kyra wurde kalt bei dem Gedanken. Plötzlich stieß Yuri einen undefinierbaren Laut aus. „Ich glaub es ja nicht. Schau,hier ist die Gravur!“ Kyra beugte sich rüber und verzog das Gesicht. „Glaubst du nicht,das ist eine Fälschung?“ Ihre Freundin schüttelte den Kopf. „Ich kenne mich aus.“, behauptete sie, kniff die Augen zusammen und las die Innenschrift laut vor: „ Hört die Worte, hört den Traum, schafft jetzt Hoffnung mir und Raum. Schickt mich durch die Zeit dorthin , wo der Traum für mich hat Sinn...“

Kyra fasste sich an den Kopf. Er schmerzte und sie kniff die Augen zusammen. Die Sonne schien erbarmungslos auf sie herab und es war viel wärmer,als sie es in Erinnerung hatte. Sie hörte das Meer rauschen, die Möwen kreischen und fragte sich, ob sie und Yuri noch an den Strand gegangen waren, als sie mit Mr. Haverings Fotoshooting fertig waren. Aber sie konnte sich nicht erinnern. Das einzige,was sie wusste war, dass Yuri und sie eine alte Schatulle begutachtet hatten.
Neben Kyra bewegte sich Jemand. Sie hörte ein leises Seufzen: „Ohje...“ Sie schlug die Augen auf und blickte in Yuris Gesicht. Dann setzte sie sich hin und klopfte sich den Sand von ihrer  Kleidung.  „Was ist?“,fragte sie. Yuri verzog das Gesicht. „Ich glaube, ich hatte Recht.“ „Recht? Recht wo mit?“, Kyra strich sich gedankenverloren eine schwarze Haarsträhne hinter ihr Ohr, ihr Zopf hatte sich gelöst „Tja, wie soll ich sagen? Ich denke, die Schatulle bringt einen wirklich in die Vergangenheit zurück. Jedenfalls sind wir nicht mehr in Blue Coast,wie wir es kennen.“ Erst jetzt bemerkte Kyra die Veränderungen.Blitzartig stand sie auf und guckte sich um. Da war kein Museum und in der Ferne konnte man nicht die Häuser und Geschäfte von Blue Coast erkennen. Stattdessen erkannte sie den Steg, der nicht fast verfallen war und einige kleine Hütten waren am Strand gebaut. Die Luft roch nach Fisch. „Wir sind tatsächlich in der Vergangenheit und das ohne unserer Spieluhr.“ „Die Frage ist natürlich jetzt, wie kommen wir zurück?“ Kyra überlegte kurz. „Ganz einfach. Hol die Schatulle hervor und wir sprechen den Spruch erneut.“ „Das geht nicht.“, Yuris Blick war fast geqäult. „Sie ist nicht mitgekommen...“ „Was?“, Kyra bemühte sich, nicht hysterisch zu werden und Yuri dann möglicherweise zu erwürgen. Yuri hingegen zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Ich weiß auch nicht warum es immer mir passiert, dass ich in der Vergangenheit fest sitze.“
Kyra massierte sich die Schläfen. „So kommen wir auch nicht weiter. Lass und etwas anderes zum Anziehen suchen,damit wir nicht auffallen und dann überlegen wir,wie wir wieder nach Hause kommen.“
Wenig später fanden sie tatsächlich alte,zerrissene Kleider, die an einer Leine hingen. Schlechten Gewissens nahmen sie sie an sich, behielten aber im Hinterkopf, sie zurück zubringen, bevor sie wieder in die Zukunft reisten.
Es waren einfache Kniehosen aus Wolle, dazu ein weißes Leinenhemd und eine braune Weste. Schuhe hatten sie keine.
Die beiden Freundinnen liefen den Strand entlang und kamen wenig später an einem Hafen an.  Von dem war in der Zukunft nicht mehr viel übrig. Er befand sich direkt unter einer Klippe. Mehrere Häuser standen nah beieinander. Die Luft stank nach Müll. „Das ist kein guter Ort.“, bemerkte Kyra. „Freud und Leid hängt hier viel zu sehr zusammen.“ Es war früher Nachmittag, reges Treiben herrschte am kleinen Hafen. Viele Fischer priesen ihre Ware an. Es war laut.  „Hoffentlich bemerkt man uns nicht.“, meinte Kyra und versuchte ihre langen Haare mit einem einfachen Band zusammen zuhalten. „Wir unterscheiden uns kaum von den anderen Menschen hier. Und außerdem tragen hier selbst Männer lange Haare. Vielleicht fallen wir gar nicht als Frauen auf.“, Yuris Optimismu konnte Kyra nicht teilen. Als ob sie wie ein Mann aussah.
Plötzlich durchdrang ein lauter Schuss die Luft. Die zwei Freundinnen wirbelten herum und sahen ein paar Männer mit Muskenten in den Händen. Sie riefen etwas, was Kyra und Yuri nicht verstehen konnten. „Komm,verstecken wir uns irgendwo.“,reflexartig packte Yuri Kyras Hand und lief mit ihr barfuss auf ein Schiff zu. Ohne zu überlegen liefen sie den Steg rauf, dann zog Yuri Kyra hinter ein paar Holztruhen. Der Lärm an Land nahm zu, die Sonne schien viel zu heiß. „Wir sollten nicht hier sein.“,flüsterte Kyra. „Was ist,wenn man uns hier entdeckt?“ „Ich glaube,hier snd wir im Moment sicherer,als am Hafen.“, Yuri drängte sich weiter in eine Ecke. „Aber Frauen sind an Bord verboten. Das weiß sogar ich.“, zischte Kyra.
Irgendwann wurde es leiser, dann gab es plötzlich einen Ruck und das Schiff bewegte sich. Kyra fasste nach Yuris Handgelenk. Ihr wurde übel. „Sag mir nicht, das Schiff ist gerade ausgelaufen.“, wisperte sie. „Was machen wir denn jetzt?“, ihre Augen wurden ganz groß. „Vielleicht können wir noch über Bord springen?“,schlug ihre Freundin vor, wusste aber, dass das nicht mehr ging. Auf einmal wurde eine Kiste weggehoben. Die Zwei erstarrten. Langsam drehten sie sich um und starrten in ein Paar eisblaue Augen. Zuerst dachten sie, sie würden einem Mann gegenüberstehen,aber dann erkannten sie eine junge Frau. Sie war ähnlich gekleidet wie Yuri und Kyra selbst. Ihre langen  blonden Haare hatte sie unter einem schwarzen Dreispitz versteckt.
„Ich glaube“,Yuri schluckte hart. „Wir sind auf einem Piratenschiff gelandet. Das müsste Lady Charlotte sein...“ „Das bin ich“, bestätigte die Frau. Um ihre Lippen spielte ein leichtes Lächeln. „Und wer seid ihr? Was wollte ihr auf meinem Schiff?“

Fortsetzung folgt...

 

 

 

Episode 15 Lady Charlotte -Teil 2

,,Wo bleiben die denn?", sauer setzte sich Lilly auf einen der Stühle, die auf der Terasse, von dem Kaffee ihrer Arbeit standen. Sie wusste das ihre Freundinnen vor 3 Stunden im Museum waren um paar neu ausgegrabene Dinge zu fotografieren. Dann wollten sie zu ihr kommen.Seit einer halben Stunde hatte Lilly schon Feierabend und kein Twingo namens Tweety war zu sehen. Die können doch nicht immer noch am Fotografieren sein.Dachte Lilly. Kurz dachte sie das ihre Freundinnen sie vielleicht vergessen haben, aber Kyra würde niemals auf ihre Trinkschokolade verzichten. Und Yuri darauf das sie eingeladen wird, kein Geld ausgeben muss. Über Lillys Gesicht huschte ein lächeln. Sie entschloss zu Fuß zu gehen. Erstmal wollt sie im Museum schauen. Es war nur zwanzig Minuten Fußweg entfernt.
Yuri betrachtete die Vezierungen an der Decke und vergaß fast das sie und Kyra gefesselt an einem Stuhl ,in einer Kabine, waren.,, Woher weißt du wer ich bin?"unterbrach die blonde Frau Yuris staunen.,, Ähm, das war geratten?." ,, Lügt mich nicht an! Ihr kommt nicht von hier. Das spüre ich. Sagt woher kommt ihr?"
Lilly sah ein Gebäude das sich gerade von dem Sonnenuntergang Orange färbte. Davor stand Kyras Auto.,, Die sind wohl immer noch dabei.", stöhnte Lilly leise zu sich. Langsam betrat sie das Museum. Alles ruhig. Nur eine Stimme kam vom Ende des Flures. Nicht die ihrer Freundinnen. ,, Was soll ich nur tun?..."sagte eine Männliche Stimme immer wieder nervös. Entschlossen ging sie weiter. Denn sah sie auch die Person zu der Stimme. Vor ihr stand ein kleiner Mann mit Glatze und Brille. Sie war etwas irretiert das er keine Schuhe trug. Das in einem Museum. ,, Entschuldigung ich suche meine Freundinnen. Eine Schwarz-, und Blauhaarige. Die sollten hier heute paar dinge fotografieren." ,, Sie sind nicht mehr da!" Der Mann fing an an einem Fingernagel zu knabbern. Lilly fand ihn merkwürdig aber auch umheimlich. ,, Sie sind bei Lady Charlotte the Temptress." ,, Wer? Die haben meine Freundinnen aber nicht erwähnt. Sag mir wo sie sind!" Lilly war überrascht wie laut sie wurde. Plötzlich zog sie etwas an. Sie schaute auf ein Tisch und sah eine Runde Schatulle. Sie konnte nicht stehen bleiben und musste sie anfassen. Ihre Fähigkeit zeigte ihr etwas. Sie sah nicht nur ihre Freundinnen wie sie verschwanden. Es erschien eine andere Szene . Eine andere Person. Eine blonde Frau und ein Mann. Den Mann konnte sie erst nicht erkennen. Dann kam er aus der Dunkelheit. Sie erschrak als sie ihn erkannte. Die Schatulle fiel zu Boden. ,,Was ist mit ihnen los?" Fassungslos stand John Havering vor ihr. Er konnte sich nicht erklären was gerade mit der jungen Frau passiert ist.Als wären etliche Szenen ihn ihren Augen abgespielt wurden. ,, Sie müssen mir etwas erklären aber zuerst rufe ich einen Freund an. Er muss mir was bringen."
,,Ihr wollt nicht sprechen? Gut denn nicht. Männer schmeißt die Frauen über Bord." ,, Nein bitte nicht." flehte Kyra. Schnell befanden sie sich auf der Leitplanke. ,, Ich fühle mich wie in einem schlechten Film. Unten schwimmen auch schon die Haie." verzweifelt schaute sie die womöglich hungrigen Tiere an. ,,Du hast wohl meine Fähigkeit vergessen.", flüsterte Yuri. ,, Gut denn lasse sie wegschwimmen! Die machen mir Angst." Yuri konzentrierte sich. Eigentlich braucht sie keine große mühe einem Tier etwas zu bitten. Aber diesmal war es anders. Als würde etwas blockieren. ,,Was ist los? Die sind noch nicht verschwunden."Kyra wurde nervöser. ,, Was soll denn verschwunden sein? Die Haie? Männer lasst sie runter und bindet sie los. Ich denke jetzt werden sie reden. Oder ihr werden bei den Haien schwimmen die ich besser kontroliere als du." Lady Charlotte durchbohrte Yuri mit ihrem Blick als würde sie schon informationen aus ihrem Kopf saugen.
,, Hallo?" Lilly war froh seine Stimme zu hören. ,, Hier bin ich." Das Phantom kam durch die Tür in der Hand die Spieluhr. ,, Toll das sie so schnell gekommen sind. Wo sind die Klamotten?" ,, Also mal ganz ehrlich liebes Phantom es ist doch nicht zuviel verlangt mich an die Hand zu nehmen. Oder am Pulli. Zum Glück höre ich Lillys Stimme immer." genervt kommt auch Sam dazu. ,, Ich hoffe die gehen. Die hat jemand aus dem Theater ausgesucht. Die fragen auch schon wieder wozu ich immer die ganzen Klamotten brauche. Vorallem Kleider. Die denken bestimmt ich ziehe sie heimlich an. Obwohl es wäre unlogisch. Die wissen ja ich kann mich nicht im Spiegel betrachten kann..." Sam war noch mit sich selbst beschäftigt als Lilly auch schon umgezogen war. ,, Warum bekomme ich keine Tarnklamotten?", fragte John. ,, Sie sehen schon wie aus dem Zeitalter aus." ,, Warum nimmst du ihn mit? Und warum hast du von der Spieluhr erzählt?" Das Phantom packte Lilly an die Schultern. ,,Mein Fähigkeit hat auch positive Seiten. Ich erkläre es später." Schnell war das Jahr eingetippt und schnell befanden sie sich am Strand. ,,Das ist tatsächlich auch eine Zauberschatulle." John war begistert und glücklich. ,, Ja kann man wohl so sagen. Ist aber auch ein Fluch."
,, Also ihr sagt ihr seid keine Hexen sondern habt eure Fähigkeiten von so einem Serum. Es ist schon eine merkwürdige Zukunft. Und ihr sagt eure Freundin Lilly wird euch ganz bestimmt zur hilfe kommen weil sie Dinge in der Vergangenheit sehen kann." Lady Charlotte lief auf und ab. ,, Ja aber wenn sie hier in dieser Zeit ist wird sie bestimmt am Strand gelandet sein.Wie wir. Sie wird nicht wissen das wir auf einem Schiff sind." ,erklärte Kyra. ,, Keine Angst wir sind schon auf dem weg zurück." ,, Lady Charlotte würde sie uns auch ihre Geschichte erzählen? Warum haben sie die Schatulle mit einem Zauber belegt?" Yuri konnte nicht anders. Ihre neugier hatte gesiegt. ,, Es wäre nur fair auch euch etwas zu erzählen. Vor 3 Jahren lernte ich einen wunderbaren Mann kennen. Er war keiner mit viel Muskeln oder vielen Haaren. Aber er war schlau und liebevoll. Er hatte keine Angst vor mir, wegen meiner Magie. Genau das mochte er. Er sagte immer genau das macht mich zu Lady Charlotte the Temptress. Wir liebten uns. Nichts konnte uns mehr trennen bis diese Frau auftauchte. Sie nahm meinen Geliebten und verschwand einfach. Ohne eine Spur zu hinterlassen. Ich setzte meine Magie ein um ihn zu finden. Ich fand ihn in einer anderen zeit. Ich dachte ich werde nie mehr in seinen Armen liegen. Bis mir die Idee mit der Schatulle einfiel. Ich weiß wenn er sie sieht weiß er das sie mir gehört. Wie sie funktioniert muss er selbst herraus finden. Scheinbar hattet ihr es vorher herraus bekommen. Der Zauber funktioniert nur einmal. Es kostet sehr viel Zauberkraft es wieder herzustellen."  Yuri und Kyra hatten keine Worte. Sie saßen still da und schauten die Frau an die ihre Liebe verloren hatte.
,, Toll und wo sind sie?" Lilly war genervt. Ihr war heiß und unwohl zwischen den ganzen Menschen. Alle mussterten sie. Sie ärgerte sich nicht selbst die Klamotten ausgesucht zu haben. Mit dem Minirock und dem Bauchfreien Oberteil sah sie wie sonst was aus. Aber nicht aus dem Zeitalter. Nur der kratzene Stoff passte. Etwas glänzte aus einem Busch. Wieder zog es Lilly an. Sie griff hinein und hielt ein Schuh. ,,Yuris Schuh!" Sie konzentrierte sich und sah Kyra und Yuri am umziehen. Es ertöhnte ein Schuss. ,, Sie sind in Gefahr! Oder vielleicht noch schlimmer." ,,Wenn sie tot wären, wäre hier mehr trubel. Sie sind auf einem Schiff. Bestimmt." John schaute aufs Meer. Lilly schaute mit raus. ,,Ist das da hinten ein Schiff?" Lilly knief die Augen etwas zu um mehr zu erkennen. ,, Lady Charlotte." John begann zu lächeln.
,,Lady Charlotte wir nähern uns dem Land." kam ein Mann. ,,Gut denn hoffen wir mal das auf eure Freundin verlass ist." ,, Sie wird da sein." Kyra war sich sicher. Auch wenn Lilly manchmal etwas verwirrt ist. Trotzdem kann man sich auf sie verlassen. Zwischen ihnen ist eine große Freundschaft gewachsen. Yuri sah begeistert zu was die Männer taten. Sie liefen überall hin. Als wüssten sie nicht was sie tun. Aber sie hatten immer ein  Ziel. ,,Ihr könnt gehen." Yuri und Kyra gingen gemeinsam, etwas das eine Rampe erinnerte,runter. Lilly stand auch schon da und man sah ihr glückliches und erleichtertes Gesicht. Schnell sahen sie aber auch den Museumsbesitzer. ,, Lilly was hast du getan? Was macht er hier?" Yuri ging schneller hinunter. ,, Lady Charlotte sie sollten sich mal anschauen was ich für sie mitgebracht habe.", schrie Lilly. Lady Charlotte erschrack als sie hinunter schaute. ,, Jonathan Havering!" Sie lief schnell die Rampe runter und gab dem Mann einen langen Kuss. ,, Das ist ihr Geliebter? Darauf wäre ich nie gekommen." Yuri war erstaunt aber auch glücklich. Zwei liebende Menschen haben sich wieder gefunden.

Der Strand wurde in einem Orange getaucht wie zuvor auch das Museum. Lady Charlotte und Jonathan Havering standen gegenüber der drei Freundinnen mit der Spieluhr.,, Ich stehe in eurer Schuld. Wenn ihr Hilfe braucht in eurer Zauberkraft stehe ich euch zur verfügung." ,,Wir haben keine Zauberkräfte. Aber danke. Hoffen wir nur das diese Frau nicht wieder auftaucht.", sagte Kyra. ,, Oh da fällt mir was ein." ,fing Jonathan an.,, Diese Frau sagte das sie es nur tut um drei Frauen eins auszuwischen. Sie kreuzen immer ihre Pläne. Sie war ganz schön sauer. Ich weiß nicht ob sie euch meint. Sie hatte aber auch so eine Spieluhr dabei." ,,Lisa!" Yuri war sich sicher. ,, Mädels ich möchte gerne nachhause. Nicht das sie sich noch mehr ausgedacht hat." Lilly tippte schnell das Datum ein. ,, Vielleicht denkt ihr das dieses Serum euch diese Fähigkeiten gegeben hat. Ich meine es hat eure Kraft nur geweckt. In fast jedem Menschen ist soetwas vorhanden." Hörten sie noch Lady Charlotte sagen als sie schon wieder zurück reisten. Wieder befanden sie sich im Museum.

Episode 16: Holiday

 

Eine kühle Brise wehte durch das Fenster hinein und brachte die Luft der See mit. Lilly streckte sich einmal ausgiebig in ihrem Bett und genoss es, dass die Sonne ihre ersten Strahlen durch das Fenster schickte. Ein Blick auf den Wecker sagt ihr, sie hatte verschlafen. Ruckartig setzte sie sich auf und sprang geradezu aus dem Bett, warf sich ihren Morgenmantel über und rannte die Treppe hinunter, durch das Wohnzimmer und blieb in dem Durchgang zur Küche stehen. Kyra und Yuri waren gerade dabei die Kühlbox mit Getränken und selbstgemachten Sandwiches zu befüllen. ,,Guten Morgen, Lilly.” Kyra schloss die Kühlbox und schickte ihrer Freundin ein strahlendes Lächeln. ,,Ich habe verschlafen. Es tut mir leid”, gab diese zerknirscht zurück. ,,Ach, alles halb so wild.” Selbst Yuri war an diesem Morgen ganz entspannt. Gerade schloss sie die Tür der Transportbox in dem ihr Kater saß. Ferien. Auch Lilly entspannt sich und setzte sich an den Esstisch, der rechts im Raum stand und goss sich einen Kaffee ein. Auf 5 Minuten mehr oder weniger käme es jetzt auch nicht an. Ferien. Sie hatten beschlossen sich eine Auszeit zu gönnen. Da kam der Anruf von Andrews Tante gerade recht. Sie hatte sich einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen und braucht jetzt jemanden der auf ihr Haus und den kleinen Hof aufpasste, während sie an einer Reha teilnahm. Yuri hatte ohne zu zögern zugesagt und heute sollte es losgehen. ,,Es ist ein kleiner Hof”,hatte Yuri erklärt,, mit ein paar Pferden und herumstreunenden Katzen. Sowie einem Hund. “ Ferien. Und heute sollte es los gehen.

 

Yuri lenkte das große Auto auf die Einfahrt. Rechts von ihnen befand sich der Stall für die Pferde, links eine kleine Koppel. Dahinter das Haus. Yuri stellte den Motor ab und stieg aus. Ihre Freundinnen taten es ihr nach. ,, Das sieht toll aus, es ist so wunderbar friedlich hier.” Kyras Augen strahlten und sie nahm die Transportbox, welche neben ihr auf dem Rücksitz gestanden hatte heraus. Gemeinsam gingen sie auf das Haus zu und Yuri fischte den Haustürschlüssel unter der Fußmatte hervor. Drinnen kam ihnen ein brauner Mischlingshund entgegen. Yuri begrüßte ihn kurz und erklärte ihren Freundinnen das Haus. ,,Gleich hier links ist das Bad, dort vorne die Küche und rechts um die Ecke ist das Wohnzimmer, von dort aus geht es auf die Terrasse mit einem kleinen Pool,” erläuterte sie,,, oben sind die Schlafzimmer und noch ein Gästebad.” ,,Wir sollten uns einrichten und dann die Umgebung erkundigen,” schlug Kyra vor, ,, schließlich wollen wir ja 2 Wochen bleiben.” Begeistert lachte Lilly auf. ,,Am besten zu Pferd.” Yuri seufzte innerlich. Hatte sie doch noch nie auf einem Pferd gesessen. Lilly hatte als Kind mit Marina Reitunterricht gehabt und Kyra war schon mal in einem Ponycamp gewesen. Bisher hatte sie es vermieden auf ein Pferd zu steigen. War ihr das doch nicht ganz geheuer. Inständig hoffte sie, dass ihre Fähigkeiten sie vor einer unsanften Landung bewahren würden. Sie rang sich ein Lächeln ab und strich sich eine Haarsträhne hinter das linke Ohr. Dann setzt Kyra die Transportbox auf den Boden und Yuris Kater Tiger kam langsam heraus. Yuri nahm ihn auf den Arm und ging um die Ecke ins Wohnzimmer. Lilly indes machte sich auf den Weg nach oben um auszupacken und Kyra folgte ihr.

 

Eine Stunde später war alles an seinem Platz. Im Kleiderschrank befanden sich Reithosen und Stiefel. Kyra und Lilly machten sich mit Freuden daran 3 Pferde von der Koppel zu holen und an einen Pfosten zu binden um diese dann zu Satteln. Aufgeregt plapperten sie durcheinander. Dann trat Lilly an Yuris Seite und erklärte ihr wie man auf ein Pferd stieg. Yuri tat genauso wie ihr geheißen. Dann saß sie oben. Mit leicht zittrigen Händen packte sie die Zügel. ,, Wir können ja ganz langsam anfangen,” sagte Kyra während sie auf ihren schwarzen Hengst aufstieg. ,,Ich bitte darum, einen wilden Galopp trau ich mir noch nicht zu.” Yuri zog eine Grimasse. Dann beugte sie sich über den Hals des Pferdes und murmelte:,, Hör zu, das ist mein erstes Mal, schön ruhig und vorsichtig.” Dann tat sie es Kyra und Lilly nach und lenkte die weiße Stute in Richtung Wald. ,,Kennst du hier einen schönen Platz?”, fragte Kyra. ,,Ja, ich war mit Drev schon mal hier. Gleich in der Nähe ist ein wunderbarer See. Wir können mal auf dem Dachboden schauen, dort müsste ein kleines Zelt liegen, dann könnten wir zelten gehen.” Lilly ließ ihren Hengst langsamer gehen und war dann an der Seite von Yuri. ,,Das hört sich spannend an. Dann könnten wir ein Lagerfeuer machen und Stockbrot darüber braten. Wir könnten uns Geistergeschichten erzählen und…” Das laute Lachen von Kyra unterbrach sie. ,,Ist schon gut, Lilly. Wir zelten. Wir könnten alles mit den Pferden herbringen und diese zur Nacht dann an einem Baum oder ähnlichem anbinden. Wir könnten auch den Hund mitnehmen. Nur so zur Sicherheit.” Yuri nickte. ,,Dann ist es beschlossene Sache.” Dann trieben ihre Freundinnen ihre Pferde zu einem leichten Galopp an. Yuri indes ritt einfach langsam hinterher und genoss die Ruhe.

 

Die darauffolgenden Tage vergingen wie im Flug. Die drei Freundinnen gingen Rollschuhlaufen, Billardspielen, Karaoke singen und ritten aus, sie besuchten die Bibliothek und gingen mit dem Hund im Park spazieren, sowie picknicken. Yuri lernte schnell. Es war sogar ein Jahrmarkt in der Stadt, welchen sie besuchten. Als die erste Woche fast um war packte die Mädchen die Sachen zum Zelten zusammen und luden diese hinter die Sättel ihrer Pferde. Gemeinsam und voller Abenteuerlust ritten sie in den Wald hinein. Hinter einem Hügel lag der kleine See versteckt. Es war ein wunderbar ruhiger Ort. Kyra zog die frische Luft tief in ihre Lungen ein. ,,Das ist der perfekte Ort für mich.”, lachte sie und stieg von ihrem Pferd. ,,Ja, hier kann man leicht seine Alltagssorgen vergessen“, stimmte Lilly zu und machte sich daran das Zelt auszupacken und aufzustellen. ,, Yuri, kümmere du dich doch um die Pferde und ich versuch uns ein schönes Lagerfeuer zu machen, “schlug Kyra vor und suchte schon nach ein paar alten und trockenen Zweigen und großen Steinen, die um das Feuer gelegt werden sollten.

Es dämmerte bereits bis die drei Freundinnen fertig waren. Sie versorgten die Pferde und machten es sich dann mit Stockbrot, welches Kyra zuvor noch gebacken hatte vor dem Feuer bequem. Der Kopf des Hunde lag in Yuris Schoß und gedankenverloren streichelte sie diesem über dem Kopf. ,,Feuer war schon immer mein liebstes Element,” gestand Lilly und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht hinter das Ohr. ,, Ich finde es so beruhigend.” Kyra unterdrücke ein Kichern und flüsterte: ,, Lass das bloß nicht Yuri hören, du weißt, dass sie Albträume bekommen hat, nachdem wir dass mit dem Adventskranz hatten und ich zufällig einige Zeit später auf dem Scheiterhaufen stand.” ,,Sie ist gar nicht so stark wie sie immer tut”, gab Lilly noch leiser zurück. ,,Ich weiß, aber verraten werde ich es ihr nicht.” Kyra zwinkerte ihrer Freundin zu, dann sagte sie etwas lauter:,, wie wäre es wenn wir jetzt ein richtig schönes Lied singen, dass zu diesem schönen Augenblick passt?” ,,Ja”, stimmte Lilly zu,,, wir standen schon eine ganze Zeit nicht mehr auf der Bühne, nicht das wir einrosten und dann kein Publikum mehr haben. Das Theater rettet sich ja nicht von alleine.” Kyra klopfte neben sich auf den Fußboden um den Takt vorzugeben und stimmte dann an.

 

I wanna live, I wanna give, I´ve been a miner for a heart of gold. It´s this expressions I never give that keep me searchin´ for a heart of gold. 

 

Lilly sprang auf und fing an im Takt mitzuklatschen und zu tanzen.

 

And I´m getting old , keep me searchin´ for a heart of gold. And I´m getting old.*

 

Lautes Gelächter drang durch den Wald, als die letzte Strophe verklungen war. Die drei Freundinnen saßen noch sehr lange am Feuer, bis nur noch eine leichte Glut zu sehen war. Dann krochen sie in ihre Schlafsäcke und schon bald fielen ihnen vor Erschöpfung, aber glücklich die Augen zu.

 

 

*Neil Young- Heart of gold

 

 


 


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